Auch in den kühler und kürzer werdenden Tagen ist der Tiergarten Delitzsch ein lohnendes Ziel. Manche Tierarten blühen sogar jetzt richtig auf, sind ganz in ihrem Element und auch aktiver als an heißen Sommertagen. Dies gilt auch für unsere Schneeulen, äußerst beliebte Bewohner unserer Anlage an der Loberaue, was sich auch in einer Vielzahl von Tierpaten für diese hochnordische, eng mit den südlicher vorkommenden Uhus verwandte und für den Betrachter in unseren Breiten so auffällig weiß gefärbte Eule, niederschlägt.
Daher ist auch vielen aufmerksamen und regelmäßigen Gästen nicht entgangen, daß nun sogar drei der arktischen Jäger bei uns zu beobachten sind. Zu unserem kurzzeitig verwitweten Männchen stießen zwei junge Weibchen aus der Nachzucht der Zoos von Braunschweig und Aschersleben, wofür wir den beiden Einrichtungen herzlich danken!

Der niedersächsische Vogel schlüpfte bereits im Jahr 2020, das Tier aus Sachsen- Anhalt kam dort im Sommer dieses Jahres aus dem Ei. Beide Hennen haben sich schnell eingelebt, vertragen sich gut mit unserem Hahn und legen angesichts der Jahreszeit einen besonderen Appetit an den Tag. In ihrer natürlichen Umgebung stellt die Gefiederfarbe eine hervorragende Tarnung gegenüber Feind und belauerter Beute dar.
Die beiden neuen Weibchen tragen dabei eine schwarz-weiße Gefiedermusterung, übernehmen sie doch hauptsächlich das in Ermangelung von Bäumen im Bodennest stattfindende Brutgeschäft, wo sich zu Zeiten der einsetzenden Schneeschmelze mit freigetauten Erd- und Vegetationsarealen eine saisonal bedingtes, bestmögliches optisches Verschmelzen mit der Umgebung ergibt.
Die Männchen sind dagegen meist völlig weiß mit nur wenigen oder gar keinen schwarzen Sprenkeln, wie es im Jugendroman „Harry Potter“ naturkundlich unzutreffend einer weiblichen Eule zugeschrieben wird. Da die Tiere erst mit dem Ende des zweiten Lebensjahres geschlechtsreif werden, können wir vor Frühling 2023 nicht mit Küken rechnen.

Bis dahin erfreut uns aber schon ab der Wintersonnenwende unser Männchen mit seinen Balzrufen, die er in der Vergangenheit leider ohne Erfolg jedes Jahr für Monate ertönen ließ. Nun kann er seine Fortpflanzungsfähigkeit sogar mit zwei Hennen unter Beweis stellen – wünschen wir ihm für die Zukunft mehr Glück!